In Nomine PPP – Cantata per Pier Paolo Pasolini für 8 Stimmen, 16 Instrumente und Video (2022) (ÖEA)
Mit Texten von Laurent Feneyrou über die Schriften von Pier Paolo Pasolini, ausgewählt von Roberto Calabretto, mit einem Gedicht von Biagio Marin
raumfüllend, raumgebend
Bänder knüpfen oder lösen
Stimmbänder, Frequenzbänder
biegen, beugen
Aufbrechen! Zivilgesellschaft der Barbaren.
Der Fingerhut und das Meer
Nicht ohne Wirkung
vielleicht ganz leise, ppp…
Im Sucher, im Bild, in Bewegung: humane Identität; authentische Existenz
Die Cantata per Pier Paolo Pasolini, komponiert anlässlich seines 100. Geburtstags, ist eine Hommage an Werk und Leben des großen italienischen Künstlers und Intellektuellen und seine politische und kulturelle Rolle in der italienischen und europäischen Gesellschaft der 1960er und -70er-Jahre. Stefano Gervasoni vertont Poesie und Schriften Pasolinis zu einer großen Kantate, in die auch melancholische Zwischenspiele von Josquin Desprez, rund um Klage, Trauer und Verlust einfließen und zu einem breiteren musikalischen Bindegewebe verwachsen (sozusagen: déploration pour la mort de Pier Paolo Pasolini). In Anlehnung an Pasolinis anthropologische Vision erforscht das Auge der Kamera in Paolo Pachinis Video poetische Bilder des Menschen und der Natur, konterkariert von zeitgenössischen Medienströmen. Die eng verwobenen Interaktionen zwischen Musik und Bildern lassen dabei eine einzigartige Atmosphäre entstehen, in die die Wahrnehmung vollständig eintaucht und die sie restlos durchdringt. Aus der Hybridisierung der Sprachen entsteht ein zerrissener, manchmal aber auch versöhnlicher Ausdruck, eine Hommage an Pasolinis rauen Blick, dessen mäeutische Kraft die Dinge bloßlegt und – gerade heute in einer globalisierten Welt – jene Verflechtungen von Moderne und Tradition aufzeigt, für die der Dichter ein Prophet war.
Vor jedem Konzert spricht Juri Giannini um 18.45 Uhr im Neuen Salon mit Komponistinnen und Komponisten des jeweiligen Abends.