ensemble & voices & electronics
PHACE | Reise nach Comala
10.Mar.2020 // 20:00
Basel, Gare du Nord
Veranstalter: ignm Basel
18.Mar.2020 // 19:30
Wiener Konzerthaus, Berio Hall
PHACE Series 19/20 – N°3
10.Mar.2020 // 20:00
Basel, Gare du Nord
Veranstalter: ignm Basel
18.Mar.2020 // 19:30
Wiener Konzerthaus, Berio Hall
PHACE Series 19/20 – N°3
eine gemeinsame Produktion von PHACE, Vokalensemble Zürich, Wiener Konzerthaus und IGNM Basel, in Kooperation mit ICST Zürich und Gare du Nord
mit Unterstützung von Pro Helvetia, BKA Bundeskanzleramt Österreich SKE Soziale & Kulturelle Einrichtungen, Österreichisches Kulturforum Bern und Kulturabteilung der Stadt Wien
Germán Toro Pérez, music / libretto
Stefan Nolte, libretto
Peter Siegwart, conductor
Vokalensemble Zürich
Keiko Enomoto, soprano
Muriel Schwarz , sopran, solo Susana
Gianna Lunardi, mezzosoprano
Akira Tachikawa, altus
Reto Hofstetter, tenor
Jean Knutti, tenor
Chasper Mani, baritone
Jean-Christophe Groffe, bass
PHACE
Doris Nicoletti, flute
Michael Krenn, saxophone
Daniel Riegler, trombone
Berndt Thurner, percussion
Ivana Pristasova, violin
Petra Ackermann, viola
Roland Schueler, cello
Alexandra Dienz, double bass
Voices (tape)
Jessica Früh: Eduviges · Damiana · Dorotea
Mona Petri: Susana · Nackte Frau
Jonas Rüegg: Juan Preciado · Kaiman
Joachim Aeschlimann: Abundio · Miguel · Nackter Mann · Revolutionär
André Willmund: Pedro Páramo
Ingo Ospelt: Pater Renteria · Bartolomé · Revolutionär
Lukas Waldvogel: Fulgor · Priester aus Contla · Revolutionär
Weitere Sprechstimmen:
Tim Czerwonatis, Sophie Bock, Pan Aurel Bucher, Johanna Köster, Mirjam Rast, Lucas Riedle
Elektronik
Peter Färber · Koordination ICST
Bojan Milosevic & Siavash Namehshiri · Assistenz
Micha Seidenberg · Cues Elektronik
Joan Jordi Oliver Arcos · Cues Sprechstimmen und Übertitel
Florian Bogner · Tontechnik
Germán Toro Pérez · Klangregie
Mit freundlicher Unterstützung des ICST – Institute for Computer Music and Sound Technology der Zürcher Hochschule der Künste
Da die Aufführung im Wiener Konzerthaus am 18.03.2020 aufgrund der Regierungsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus leider abgesagt werden musste, wollen wir allen Interessierten die Möglichkeit geben, das Werk hier zu hören. Wir planen die Aufführung in Wien und an anderen Orten nachzuholen.
Viel Freude mit einem außergewöhnlichen Roman in einer faszinierend schönen konzertanten Hörspielfassung wünschen alle KünstlerInnen, Peter Siegwart (Dirigent & künstlerischer Leiter des Vokalensemble Zürich), Germán Toro Pérez und Reinhard Fuchs (künstlerischer Leiter von PHACE).
PROGRAMM
Germán Toro Pérez
»Reise nach Comala«
Theater der Stimmen nach dem Roman «Pedro Páramo (1955)» von Juan Rulfo
Konzertante Hörspielfassung für Vokalensemble, Instrumentalensemble, zugespielte Sprechstimmen und Elektronik
Uraufführung
„Man muss die Toten ausgraben, wieder und wieder, denn nur aus ihnen kann man Zukunft beziehen“, sagte Heiner Müller. Das Musiktheater Reise nach Comala ist ein Gespräch mit Toten.
Die Konzertante Hörspielfassung von «Reise nach Comala» entstand auf Anregung von Reinhard Fuchs. Sie bringt die Sprechstimmen über Zuspielungen in den Raum. Instrumental- und Vokalensemble sind live. Die Sprechstimmen wurden aus der Zürcher Inszenierung von 2017 extrahiert. Dadurch enthalten sie die Ausdruckqualität von Charakteren, die im szenischen Raum agieren. Alle Bilder entstehen nun im Kopf. Das bringt «Reise nach Comala» ein Stück näher zur Leseerfahrung von Rulfos Roman, ein Anliegen, das bei der Konzeption des Stückes im Vordergrund gestanden ist.
Ausgangspunkt ist Juan Rulfos einziger Roman Pedro Páramo aus dem Jahre 1955, der heute als Klassiker der modernen lateinamerikanischen Literatur und als einsamer, kühn montierter Vorläufer des magischen Realismus gilt. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive, die komplexe Montage der Handlungs- und Zeitebenen, die poetisch stilisierte Umgangssprache macht ihn zu einem einzigartigen und aktuellen Werk, in dem der Leser im vielstimmigen Gemurmel zum Mitschöpfer der Geschichte wird.
Gezeichnet wird das Bild einer rigiden, in einem System aus Abhängigkeit und Mittäterschaft erstarrten Gemeinschaft, die zur Erneuerung nicht fähig ist. Selbsttäuschungen und Illusionen verhindern jeden Kampf um Freiheit, denn eine Revolution ist nichts ohne die Einsicht in den eigenen Selbstbetrug.
Der Roman berührt zeitüberdauernde Themen und ist als ein Rückblick auf das Jahrhundert der Revolutionen und ihrer sozialen und individuellen Vorbedingungen zu lesen. Von der mexikanischen Revolution (1910-1917) bis zu den Studentenmorden von Iguala im September 2014 können Fragen nach der Veränderung gesellschaftlicher Systeme und der Kraft des Widerstands gestellt werden.
„Meine Musik war von Anfang an einerseits durch das Bestreben getrieben, Aspekte des Lebens, des Alltags und der Wirklichkeit als Ausgangspunkt zu nehmen und durch Abstraktionsprozesse in musikalische Form zu verwandeln. Andrerseits ist sie durch wiederkehrende Gespräche gekennzeichnet: mit Borges, Pessoa, Rothko, Wölfli, Arguedas, Rulfo… Dadurch, und vor allem durch diese ‚Gespräche mit Toten’, habe ich mich mit Themen befasst, die existenzielle Kerne berühren: die widersprüchliche, prismatische Identität des modernen Menschen und das Wort als Basis der Konstruktion von Welten. Besonders durch die Auseinandersetzung mit José María Arguedas und mit Juan Rulfo habe ich die in der Sprache verschlüsselte, unüberwindbare mythische Grundlage der lateinamerikanischen Kultur vernommen.“ (Germán Toro Pérez)
Die Musik Germán Toro Pérez‘ ist ganz dem Text Rulfos verpflichtet, dessen kultureller Schärfe, sprachlicher Vielfalt und poetischer Kraft. Erzählt wird aus einer Perspektive jenseits des Todes, die Zuschauer befinden sich in einem Grabsystem. Aus benachbarten Gräbern erklingen Gesangs- und Sprechstimmen, in Erinnerungsfragmenten erzählen sie die Geschichte des korrumpierten Dorfes unter der Alleinherrschaft des skrupellosen Pedro Páramo, dem Vater des zurückgekehrten Protagonisten Juan Preciado.
Die räumlich in Szene gesetzten Stimmen und ihre jeweiligen elektroakustischen Echos entfalten gemeinsam mit dem Instrumentalensemble und den elektronischen Klängen einen halluzinativen Hörraum um den Zuschauer herum. Die körperliche Präsenz der Stimmen, sichtbar oder unsichtbar, solistisch oder chorisch, führt den zunehmend desorientierten Zuschauer in die labyrinthische Welt Comalas und in einen Schwebezustand von Zeit und Raum.
Vokalensemble & Ensemble & Elektronik
Comala ist der Ort, an dem die Stimmen jener Unerlösten gespeichert bleiben, die unter der gewissenlosen Herrschaft Pedro Páramos mitsamt ihrem Dorf untergegangen sind. Auf die Bühne gebracht wird ein „Theater der Stimmen“, ein vielstimmig klingender Raum, der die Trennung zwischen Zuschauer und Bühne aufhebt.
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Comala ist der Ort, an dem die Stimmen jener Unerlösten gespeichert bleiben, die unter der gewissenlosen Herrschaft Pedro Páramos mitsamt ihrem Dorf untergegangen sind. Auf die Bühne gebracht wird ein „Theater der Stimmen“, ein vielstimmig klingender Raum, der die Trennung zwischen Zuschauer und Bühne aufhebt.
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