Music Theatre
Das Gemeindekind
Nach dem gleichnamigen Roman von Marie von Ebner-Eschenbach
Nach dem gleichnamigen Roman von Marie von Ebner-Eschenbach
Anne Habermehl
Gerald Resch
Rudolf Frey
Franziska Hackl
Barbara Horvath
Katja Jung
Florian von Manteuffel
Thiemo Strutzenberger
Mathilde Hoursiangou, piano
Reinhold Brunner, clarinet
Stefan Mancic, accordion
Bernhard Schöberl, electric guitar
Alexandra Dienz, double bass
Die Adelige Marie von Ebner-Eschenbach, einst als bedeutendste Schriftstellerin Österreichs apostrophiert, veröffentlicht 1887 mit dem Roman Das Gemeindekind ihr zentrales Werk. Zu einem Zeitpunkt, da die Bemühungen der Sozialdemokratie dem industriellen Proletariat gelten, stellt sie bereits die Schattenseiten der ländlichen Unterprivilegierten ins Zentrum ihres Interesses. Auch wenn das Erscheinungsbild der Armut in Das Gemeindekind hässlich ist und die Menschlichkeit der Betroffenen gering erscheinen lässt, ist der Roman nicht den Prinzipien des Naturalismus geschuldet. Die Lage des Individuums ist nicht nur deterministisch eine Folge sozialer Umstände, der Einzelne mehr als ein Produkt ökonomischer Verhältnisse. Anne Habermehls Das Gemeindekind ist keine Aktualisierung des Ebner-Eschenbach‘schen Werks, keine Adaption des Romans für die Bühne, sondern eine Neudichtung in Form eines Librettos. Ähnlich wie in Lars von Triers Film Dogville wird hier ein Modellfall durchgespielt: Titelheld Pavel wird, familiär vorgeprägt, zum Ausgestoßenen, droht in die Kriminalität abzustürzen. Habermehl geht der Frage nach, was mit einem Gemeindekind passiert, wenn das einstige Gemeindemodell nicht (mehr) existiert. Wie lässt sich ein solches Sujet beschreiben, wenn der Glaube an pädagogische Erzählformen obsolet geworden ist? Gerald Resch, einer der wesentlichen Protagonisten der österreichischen zeitgenössischen Musik, vertont das Libretto – eigens für das Schauspielhaus-Ensemble – als Singspiel. Es ist seine erste musiktheatralische Arbeit.